200 Jahre Kataster: Der Festakt 24.10.2017 - Das 200-Jahr-Jubiläum des österreichischen Katasters wurde am 4. Oktober mit einem feierlichen Festakt in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften begangen.
Rund 250 Experten aus dem In- und Ausland versammelten sich, um die Bedeutung des Geschehens vor 200 Jahren zu würdigen.
Bundespräsident van der Bellen: Kataster als tragende Säule
Auch Bundespräsident Alexander van der Bellen richtete eine Video-Grußbotschaft an die Festversammlung. Er würdigte die Bedeutung des Katasters für den gesamten Staat: "Eine gesicherte Zuordnung von Grund und Boden in einem Land ist ein stabiles Element im Wirtschafts- und Gesellschaftsleben. In Verbindung mit dem Grundbuch bildet der Kataster eine tragende Säule in der rechtsstaatlichen Verwaltung von Liegenschaften. Er ist ein wertvolles Gut unserer Gesellschaftsordnung und schafft als öffentliches Register Transparenz und Sicherheit."
Hoffmann: Zwei Jahrhunderte Erfolgsgeschichte
Der Präsident des BEV, Dipl.-Ing. Wernher Hoffmann, betonte die Bedeutung des Katasters für Österreich: "In zwei Jahrhunderten wurde der Kataster zu einem der meist benutzten planungs- und entscheidungsunterstützenden Informationssysteme für Politik, Wirtschaft, Bürger und Verwaltung. Seine Anpassungsfähigkeit, Vollständigkeit und Nachhaltigkeit haben seine Erfolgsgeschichte erst möglich gemacht."
Kathrein: Europäische Vorbildwirkung
Hon.-Prof. Dr. Georg Kathrein, Leiter der Sektion Zivilrecht im Justizministerium, hielt die Festrede und betonte die europäische Vorbildwirkung des Katasters, den er als "typisch mitteleuropäisch" bezeichnete:
- Typisch mitteleuropäisch ist zunächst, dass ein Großprojekt in Angriff genommen und durchgeführt wird, ohne dass dies besonders gewürdigt wird: die Vermessung von 300.000km², 30.000 Katastralgemeinden, 50 Millionen Grundparzellen in mehr als 160.000 Blättern in mehr als 40 Jahren.
- Typisch mitteleuropäisch ist auch der Pragmatismus, mit dem man an diese Aufgaben herangegangen ist: Mit ungefähren Daten, einer Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse, konnte das Ziel trotz begrenzter Ressourcen sparsam erreicht werden.
- Typisch mitteleuropäisch ist zudem die Flexibilität des Vorhabens: Begonnen wurde es aus steuerlichen und machtpolitischen Erwägungen, wurde für die Anlegung der Grundbücher genutzt und dient im digitalen Zeitalter nun auch anderen räumlichen Zwecken.
- Typisch mitteleuropäisch ist auch der Umstand, dass die Arbeiten am Kataster niemals zu Ende gegangen sind. Nach Fertigstellung des "stabilen Katasters" ging es mit Evidenthaltung sowie Aktualisierung und schließlich Nutzung für das Grundbuch weiter. Selbst mit der angestrebten Rechtsverbindlichkeit der Grundstücksgrenzen wird die Arbeit am Kataster nicht zu Ende gehen.
Kataster als staatliche Aufgabe unverzichtbar
In einem waren sich Redner und Gäste einig: Mit dem Kataster hat Österreich eine Vorbildwirkung für ganz Europa. Die vor 200 Jahren begonnenen und noch immer andauernden Arbeiten haben sich gelohnt. Grund und Boden benötigen Vertrauen und Zuverlässigkeit. Beides sind Eigenschaften, die die österreichische Landadministration als staatliche Aufgabe auszeichnen.