Katasterfachtagung im BEV zum besonderen Jubiläum 12.06.2017 - Die 34. Fachtagung der Vermessungsverwaltungen von Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Trentino, Südtirol, Friaul-Julisch Venetien und Österreich wurde am 18. und 19. Mai 2017 im BEV abgehalten.
Die Veranstaltung war der Auftakt der Aktivitäten des BEV rund um das Jubiläumsjahr zu "200 Jahre Kataster in Österreich".
Im Vorfeld der Fachtagung wurde am 17. Mai in der Krypta des Schottenstiftes eine Gedenktafel für Johann Jakob von Marinoni enthüllt, der in der Krypta begraben ist.
Johann Jakob von Marinoni wurde am 9.2.1676 in Udine geboren und ist am 10.1.1755 in Wien gestorben. Er war Kaiserlicher Hofmathematiker, Astronom und Geodät und gilt als Schöpfer des Mailänder Katasters, der auch Vorbild für die europäische Katastervermessung war. Sein Wirken in Wien war vielfältig, u.a. entwarf er Befestigungsanlagen rund um Wien, erstellte im Auftrag von Joseph I. einen Plan von Wien, leitete die Militär-Ingenieur-Akademie in Wien, erstellte einen Jagdatlas für Kaiser Karl VI. und war an den Planungen des Straßennetzes der Monarchie beteiligt.
Aufgrund seiner Leistungen für die Monarchie und auch die Wissenschaft wurde Johann Jakob von Marinoni 1726 in den Adelsstand erhoben und zum Leiter der Akademie bestellt. In seinem Privathaus auf der Wiener Mölkerbastei errichtete Marinoni 1728 die erste Wiener Sternwarte, aus der sich später die Universitätssternwarte entwickelte. Marinoni starb am 10. Jänner 1755 in Wien.
Als Meilenstein für die Katastervermessungen in Europa gelten seine Planungen für die erste Katastervermessung im Herzogtum Mailand. Die Katastervermessungen mit dem Messtisch wurden in den folgenden Jahrzehnten perfektioniert und der Messtisch war für fast 200 Jahre das Messinstrument in der Katastervermessung. Auch die Vermessungsarbeiten für den Franziszeischen Kataster wurden mit dem Messtisch durchgeführt (ab 1817).
Das BEV hat anlässlich des 200-jährigen Katasterjubiläums zu Ehren von Johann Jakob von Marinoni eine Gedenktafel gewidmet, die in der Krypta das Schottenstiftes feierlich enthüllt wurde. Pater Augustinus Zeman hob in seiner Begrüßungsrede die Beziehung von Johann Jakob von Marinoni zum Schottenstift hervor, während Mag. Jan Mokre von der Österreichischen Nationalbibliothek und DI Heinz König die Leistungen und das Wirken von Johann Jakob von Marinoni ausführlich beleuchteten. Präsident Hoffmann betonte die Bedeutung der Arbeiten Marinonis für den Kataster in Österreich und in Europa und enthüllte abschließend zusammen mit Pater Augustinus die Gedenktafel.
Die 34. Fachtagung wurde am 18. und 19. Mai im BEV abgehalten und widmete sich dem Thema Tradition und Innovation im Kataster: "Widerspruch oder Motivation?".
Der Leiter der Gruppe A, DI Rupert Kugler, strich in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung dieser Fachtagung als langjährige Plattform für die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch auf internationaler Ebene hervor. Die Repräsentanten der Katasterverwaltungen der Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie widmeten sich in ihren Vorträgen und Diskussionen dem Thema Tradition und Innovation und betonten, dass Tradition, die im rechtlichen und gesellschaftspolitischen Rahmen eines Staates zum Ausdruck kommt, von hoher Bedeutung auch für eine nachhaltige Entwicklung und für Innovation im Kataster ist. Auch wenn Tradition manchmal rasche Veränderungen scheinbar behindert, so ist sie aber meist auch Garant dafür, dass die Entwicklung im Kataster nachhaltig ist und dass Innovationen eine wesentliche Voraussetzung für einen modernen Kataster und einen modernen Staat sind.
In den Präsentationen und Vorträgen zeigte sich sehr deutlich und nachvollziehbar, wie der Kataster auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters reagiert hat und welche Dynamik in die Innovation in den vergangenen Jahrzehnten investiert wurde. In allen teilnehmenden Ländern weist der Kataster einen sehr hohen technischen und rechtlichen Standard auf, der sich auf Tradition und Innovation als motivierende Elemente stützt.